Archive for September 2010


Penzberger Eseltage

September 25th, 2010 — 2:59pm

Eselsparcour

Was tun im Pfaffenwinkel wenn der Himmel wolkenverhangen ist, Regen droht und es ungemütlich kalt ist? Man geht nach Gut Hub, wo ein Kunsthandwerkermarkt im Rahmen der 2. Penzberger Eseltage geboten wird. Dorthin machten wir uns zusammen mit Renate auf, bewunderten Kinder mit ihren dickköpfigen Eseln auf einem Hindernisparcour, kauften allerlei kunsthandwerklichen Tand und aßen Grillfleisch oder Wurst in der Semmel und anschließend köstlichen selbst gebackenen Kuchen.
Ein interessanter und kurzweiliger Nachmittag, mal ohne Berge oder Seen.

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Zweimal Zugspitze und zurück

September 24th, 2010 — 6:00pm

Freitag Nachmittag, die Sonne scheint. Was kann man noch von Penzberg aus machen? Die Zugspitze! Claudia war noch nie da ganz oben, ich erst einmal.

Wie kommt man dahin? Das war doch irgendetwas mit Garmisch-Partenkirchen. Also Sandra, unser Navi, befragt. Gibt es einen POI Zugspitze? Irgendwie versteht Sandra immer Bahnhof, bzw. will uns zu einem solchen leiten. OK, erstmal Garmisch, dann sehen wir weiter.

In Garmisch-Partenkirchen wird die Beschilderung schon spezifischer. Erst “Bergbahnen”, dann “Zugspitzbahn”. Nichts wie hin. Das erste was wir sehen, ist der Bahnhof der Deutschen Bahn. Mit der Regionalbahn auf die Zugspitze? Wohl kaum. Halt! Rechts davon ist eine andere Station. Wir haben den Zugspitzbahnhof gefunden. Und der Zug wartet auch schon. Jetzt aber los. Schnell das Auto geparkt. Wir greifen uns noch unsere Anoraks, denn oben auf den Bergen soll es ja kälter sein.

Wir stürmen zur Kasse. Mit einer eleganten Geste lege ich einen 50 Euro-Schein hin und bitte um “zwei Erwachsene zur Zugspitze und zurück”. Worauf der Kassierer ganz cool entgegnet “94 Euro”. Ich packe meinen Fuffi wieder ein, Plastik muß es richten.

Dann ab zum Zug. Wie bereits erwähnt, er wartet ja schon. Drinnen haben wir erstmal Zeit, Luft zu holen. Der Zug hat auch Zeit. Es dauert noch eine Weile bis zur Abfahrt. Wohin fahren wir überhaupt?

Ein Blick auf die Rückseite unserer Tickets gibt Auskunft. Wir fahren zum Zugspitzplatt. Da fehlen noch gut 360 Höhenmeter bis zur Zugspitzstation. Wir werden wohl in ein anderes Verkehrsmittel umsteigen müssen. Ob wir dazu durch Schnee müssen? Claudia hat nur Sandalen an den Füßen, natürlich ohne Socken.

Station Zugspitzplatt

Die Fahrt mit der Zugspitzbahn dauert eine Stunde. In Grainau wird der Zahnradantrieb dazu geschaltet, was unsere Reisegeschwindigkeit deutlich herabsetzt. In Riffelriss gehts in einen Tunnel, der erst am Zugspitzplatt endet. Der Tunnel ist 4,5 km lang und die Fahrt im Tunnel dauert etwa 25 Minuten. Zur Sicherheit und wahrscheinlich auch um die Fahrgäste ein bißchen abzulenken gibt es auf den Bildschirmen in den Waggons erst Sicherheithinweise wie im Flugzeug, dann Infos zu Wintersport etc. Dann kommen wir endlich auf dem Zugspitzplatt an. Aus der Kopfstation (Foto) der Zugspitzbahn geht es nach draußen.

Zugspitze deutscher Teil

Kein Schnee, von ein paar Restchen hier und da abgesehen. Sonst nur Mondlandschaft, denn Vegetation gibt es in dieser Höhe keine mehr.

Wir kommen trockenen Fußes zur Gletscherbahn, einer Kabinenseilbahn, die uns schließlich zur Zugspitzstation bringt, dem Münchner Haus und seine futuristischen Anbauten, auf 2950 m Höhe.

Gipfelkreuz

Die Zugspitze hatte ursprünglich drei Gipfel, von denen zwei für eine Seilbahnstation und eine Funkstation weggesprengt wurden. Dabei gingen übrigens zwei Meter Gipfelhöhe verloren.

Das Gipfelkreuz befindet sich auf dem Ostgipfel und ist auf eigene Gefahr über eine Stahlleiter (links unten im Bild) und entlang einer Seilführung zu erreichen. Wir begnügen uns damit zuzusehen, wie der Ehrgeiz doch eher unsportliche Zeitgenossen und -genossinnen dazu bringt, ähnlich wie ein Mehlsack am Führungsseil hängend, sich dort hoch zu quälen.

Blick auf Grainau und GAP

Die Aussicht von da oben ist phantastisch, selbst wenn die Luft nicht ganz klar ist. Das Bild zeigt den Ausblick auf Grainau, Garmisch und Partenkirchen.

Interessanterweise kann die Zugspitze aus zwei Ländern, Bayern und Tirol, und zwei Staaten, Deutschland und Österreich erreicht werden. Der Übergang von der deutschen zur österreichischen Station ist unspektakulär und wären da nicht die beiden Schilder mit den Länderwappen, würde man es gar nicht bemerken.

Wappen Bayern

Wappen Tirol

Zeit für die Rückfahrt. Nun schon erfahrene Zugspitzreisende entschließen wir uns, den Rückweg mit der Eibsee-Seilbahn zu beginnen.

Die Kabinen-Seilbahn bringt uns hinunter nach Eibsee, zu dem wir kurz hin spazieren. Der Eibsee ist ein wunderschöner Bergsee mit kristallklarem Wasser, das von weitem aussieht, als wäre es grün.

Am Eibsee-Bahnhof besteigen wir wieder die Zugspitzbahn und fahren gemächlichen Tempos zurück nach Garmisch. Dort angekommen schaffen wir es gerade noch bis zum Auto, bevor es anfängt zu regnen. Es war ein wunderschöner Ausflug und bestärkt uns in der Absicht, einmal im Jahr einen Kurzurlaub in Oberbayern und den Bergen zu machen.

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Party für Friedhelm

September 23rd, 2010 — 10:00pm

Friedhelm und Ralf

Ende September endet auch für unseren Freund Friedhelm das Erwerbsleben und sein Arbeitsverhältnis wird passiv. Wohlgemerkt das Arbeitsverhältnis, er selbst bestimmt nicht.

Um seinen Abgang jedermann bekannt zu machen wurde zu einer Feier im Lido in Seeshaupt geladen. Claudia und meine Wenigkeit erfuhren dabei die Ehre auch zu den Gästen zu gehören.

Es war schön – wozu allein schon der Starnberger See bei Sonnenuntergang beitrug – und es war eine super Stimmung. Das Essen war ausgezeichnet. Einer der Höhepunkte war der Bayerntest, den unser Friedhelm bravourös meisterte und damit einem oder mehrere Jahre Nachsitzen in Penzberg entging.

Besonderer Dank von Claudia und mir geht an dieser Stelle an die Organisatoren der Veranstaltung und der Spiele und natürlich an den Sponsor des Feierlichkeit.

Friedhelm, wir wünschen Dir alles Gute!

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Oktoberfest in München

September 23rd, 2010 — 4:00pm

Armbrustschützenzelt

Am Vormittag hat Claudia in München ihren Termin zur Nachschau beim Chirurgen, der vor gut einem Jahr ihr das neue Knie operiert hat. Alles sieht bestens aus. Nur schade, dass ich keines der Röntgenbilder für den Blog habe. Es sieht wirklich beeindruckend aus – mehr wie eine technische Zeichnung als eine gewöhnliche Innenansicht eines Knies!

Wir haben noch Zeit und beschließen dem Oktoberfest auf der Theresienwiese einen Besuch abzustatten. Es wäre das erste Mal für Claudia, während meine Wenigkeit aus geschäftlichen Gründen schon mehrfach das Vergnügen hatte.

Hofbräu Festzelt

Das Auto wurde am Hauptbahnhof geparkt und die eine Station zur Wiese mit der U-Bahn zurück gelegt. Beeindruckend, wie die Bahn sich auf den Ansturm vorbereitet hat. Da es gerade Mittagszeit ist, halten sich die Menschenmengen noch in Grenzen. Trotzdem ist jede Menge Bahnpersonal auf den Bahnsteigen, um den Strom zu lenken.

Holzfasslager

Fehlen nur noch die weißen Handschuhe, dann könnte es auch die U-Bahn von Tokyo sein. Ach ja, die Sprache ist auch anders: Die Durchsagen sind weder japanisch noch hochdeutsch. Dem geneigten Fahrgast wird sofort sprachlich bewußt, daß er sich in Bayern befindet.

Dann ist man auf der Wies’n. Da stehen sie, die “Zelte” und sehen aus wie urbairische Herrschaftshäuser und nicht wie die zerbrechlichen Gebilde, die man sonst beim Begriff “Zelt” vor dem geistigen Auge hat. Aber schön anzuschauen sind sie, kein Zweifel. Und im Innern eigentlich noch schöner: lichtdurchflutet, voll mit Menschen, die sich dem Frohsinn hingeben (das ist jetzt nicht ironisch gemeint).

Dazu kommt noch die Kleidung vieler (nicht aller): Dirndl für die Dame, Lederhose für den Herrn. Man beginnt zu glauben, daß so mancher das Oktoberfest regelmäßig besucht, um ebend jene Kleidung mal wieder auszuführen. Stimmt auch nicht, wie Einheimische zu berichten wissen. Auf dem Land wird dieser Kleidungsstil doch öfters praktiziert.

HB Festzelt innen

Wir haben uns den Trubel eine Weile angeschaut, etwas gegessen und getrunken (kein Bier, weil Autofahrer), erfolglos mit Bällen auf zerbeulte Blechdosen geworfen (es gab ein rotes Stoffherz als Trostpreis) und uns dann wieder auf den Heimweg nach Penzberg gemacht. Schließlich hatte der Abend noch einen weiteren Höhepunkt für uns parat.

Noch ein Festzelt von innen

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Boizenburg und Ende

September 18th, 2010 — 4:49pm

Schlossturm Lauenburg

Man muss das Fährhaus Ziehl in Geesthacht gesehen haben. Haus und Zimmer sind durchgehend stilecht, manchmal auch verspielt, eingerichtet. Es hat uns gut dort gefallen.

Da wir wussten, daß uns eine vergleichsweise kurze Strecke bevor steht, wenn auch mit großen Steigungen, sind wir eine Stunde später als sonst aufgestanden. Dann musste noch ein Regenschauer abgewartet werden, bis es endlich gegen halb elf bei bedeckten Himmel und 8 Grad los ging.

Kurz hinter Geesthacht kommt als nächstes Krümmel, bekannt durch sein Atomkraftwerk. Davor hatte dort Alfred Nobel, der Erfinder des Dynamits, eine Pulverfabrik. Dann geht es steil in den Wald hinauf und man fährt etliche Kilometer auf schlechtem Weg mit Steigungen und Gefälle.

In Lauenburg haben wir uns den Schlossturm und die Altstadt angesehen und sind, weil es wieder mal regnete, in einem schönen Café mit Blick auf die Elbe eingekehrt.

Boizenburg Altstadt

Mit Sonnenschein ging es weitet nach Boizenburg. Eine Impressionen vom alten Ortskern gibt das Foto rechts wieder.

Unser Ziel war jedoch der Ortsteil Boizenburg Bahnhof, etwa einen Kilometer weiter die B5 entlang, zum Boizenburger Hof, unserer Unterkunft. Gegen halb vier nachmittags, bei 13 Grad und nach 33 Kilometern, kamen wir dort an.

Der Westwind war uns erhalten geblieben und uns deshalb auch heute von Nutzen. Die Entscheidung, die Richtung zu wechseln, war richtig. Allerdings wusste unser Hauswirt hier im Boizenburger Hof zu berichten, daß an warmen Tagen Südwind vorherrscht und dann die andere Richtung sinnvoll sein kann.

Damit endet unsere Elberadtour. Morgen fahren wir mit der Bahn über Hamburg und Mainz nachhause.

Gemäß meinem Tacho sind wir von der Pension Rauschenstein im Schmilka bis hier zum Boizenburger Hof 906 Kilometer mit dem Rad gefahren. Wir fuhren durch die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Hamburg.

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Geesthacht

September 17th, 2010 — 9:38pm

Altstadt von Stade

Kurz nach 9 Uhr machen wir uns in Stade vom Hotel Zur Einkehr bei 10 Grad und bewölktem Himmel auf den Weg.

Wir nehmen uns Zeit, um die schöne Altstadt von Stade zu besichtigen.

Die Altstadt von Stade ist komplett von Wasser umgeben.

Apfelernte im Alten Land

Weiter geht es durch das “Alte Land”.

Der Name geht zurück auf “Ol Land”, das ist Land, das im 12. Jahrhundert der Sumpflandschaft abgerungen wurde.

“Neues Land” ist Land, das noch im Stadium der Entwässerung oder unbearbeitet ist.

Das Alte Land ist bekannt für seinen Obstanbau, Äpfel, Birnen, Zwetschgen und mehr.

Elbestrand

Unser Weg führt uns dicht an die Elbe, aber diesmal zwischen Elbe und Deich. Sonst hat uns der Deich immer die Sicht auf den Fluß versperrt.

Die Elbe ist hier ca. einen Kilometer breit und es gibt schöne Sandstrände.

Seit Beginn unserer Elberadtour hatten wir den Eindruck, daß die Elbe beziehungsweise ihr Bett ziemlich voll ist. Heute auf unserem Weg hat auch das Bett nicht mehr gereicht. Unser Weg war stellenweise vom Fluß überschwemmt, einmal ca. 20 cm tief und zu lang, um einfach durchzurollen. Also Pedale treten, aber nur oben!

Elbe auf dem Elberadweg

Es geht auf Hamburg zu. Das Ortsschild ist fast bedeutungslos, denn es dauert noch viele Kilometer, bis die Umgebung städtisch wird. Man fährt durch Blankenese, am Fischmarkt vorbei, über den neuen Elbtunnel (das verrät das GPS) und am alten Elbtunnel vorbei, passiert Landungsbrücken und Speicherstadt.

Wir machen einen Abstecher zum Hauptbahnhof, um uns schon mal die Fahrkarten für unsere Rückfahrt am Sonntag zu besorgen.

Hamburg Speicherstadt

Wir wollten nicht im Hamburg übernachten. Da wir wussten, daß sich die nächste Gelegenheit dazu erst nach ca. 30 Kilometern ergibt, wollten wir möglichst schnell aus der Stadt heraus. Ging aber nicht. Hamburg hat wohl die schlechteste Ausschilderung des Elberadwegs, der wir auf unserer ganzen Reise begegnet sind. Wir brauchten eineinhalb Stunden, bis wir endlich wieder außerhalb und auf dem richtigen Weg waren.

Der Weg nach Geesthacht, unserem Etappenziel, zieht sich über endlose Plattenwege. Aber der Westwind ist uns treu geblieben und hat mit teilweise stürmischen Böen geschoben.

Trotzdem kamen wir erst kurz nach 20 Uhr bei 13 Grad und nach 85 Kilometern bei unserer Unterkunft, dem Fährhaus Ziehl, in Geesthacht an.

Noch zum Wetter: Wir hatten den ganzen Tag immer wieder kurze und teilweise heftige Regenschauer, die uns zwangen, irgendwo einen Unterstand zu finden.

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Stade

September 16th, 2010 — 6:37pm

Kugelbake zwischen Elbe und

In der Nacht hat es in Cuxhaven weiter gestürmt. Der Donnerstag beginnt mit Sonnenschein und einem guten Frühstück in der Pension Einfach Gemütlich. Als wir gegen 9 Uhr starten, regnet es.12 Grad.

Es sollte noch mehrmals an diesem Tag regnen. Kurze überfallartige Schauer und danach wieder Sonne. Aprilwetter eben. Fremder Leute Carports, Holzverschläge und Dachüberstände müssen als Schutz herhalten.

Wir radeln erstmal dorthin, wo unsere Elberadtour ursprünglich enden sollte: Wo die Elbe in die Nordsee fließt. Eine Bake, in unserem Fall eine Kugelbake, kennzeichnet für die Schifffahrt in die Elbe. Auf dem Foto ist links von der Bake die Nordsee, rechts die Elbe. Jedes Jahr werden etwa 60.000 Schiffspassagen in beide Richtungen an dieser Stelle verzeichnet.

Unser Plan, mit dem Richtungswechsel den Wind zu nutzen, geht zumindest für einen halben Tag auf. Wir radeln im Vergleich zu gestern mit weniger Anstrengung fast doppelt so schnell. Die zweite Tageshälfte ist eher indifferent. Bei ungünstiger Wegrichtung kommt der vorherrschende Westwind von der Seite oder doch von schräg vorne.

Nach 93 Kilometern erreichen wir gegen 19 Uhr unser heutiges Ziel, Stade, und dort das Hotel Zur Einkehr. Wir beschließen den Abend mit einem guten Abendessen und zu allerletzt – aus rein therapeutischen Gründen – mit einem Pharisäer für Claudia und einen steigen Grog für mich.

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Boizenburg und dann Cuxhaven

September 15th, 2010 — 8:52pm

Ortsschild Dorfrepublik

Das Wetter ist wieder auf unserer Seite – scheinbar. Viertel vor neun verlassen wir bei Sonnenschein und 12 Grad Dömitz und die Radlerpension Zur Festung, die uns sehr gut gefallen hat.

Schon bald nach Dömitz leitet uns der Elberadweg in einer Schleife auf schlechtem und steilem Weg nach Rüterberg. Als Folge von Grenzstreitigkeiten wurde 1967 von der DDR ein zweiter – innerer – Grenzzaun entlang der Elbe und somit um Rüterberg errichtet. Das Dorf war dadurch von der DDR selbst abgeschnitten und die Bewohner konnten ihr Dorf nur nach Vorlage eines Passierscheins verlassen oder betreten. Als Protest gegen die durch die Isolierung bestehende Situation wurde am 8. November 1989 von den Bewohnern die Dorfrepublik Rüterberg ausgerufen. Bereits einen Tag später fiel die Berliner Mauer und Rüterberg war seit dem 10. November 1989 frei zugänglich. Am 14. Juli 1991 erhielt die Gemeinde Rüterberg vom Innenminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern das Recht, die Bezeichnung „Dorfrepublik 1967–1989“ als Zusatz auf allen Ortsschildern zu führen. Die Regelung galt bis zum 21. Oktober 2002 – seitdem heißt das Dorf wieder Rüterberg.

Weiter geht es lange Zeit entlang des Elbedamms, meist in westlicher Richtung. Und jetzt zeigt sich, daß das Wetter nicht wirklich auf unserer Seite ist. Das Tief Imogen, das an diesem Tag mit Orkanböen über die Nordseeinseln fegt, schickt uns einen kräftigen bis böigen Westwind. Wir kommen langsam voran, die zusätzliche Anstrengung zermürbt.

Und dann geht es noch langsamer, noch schwerer. Das Rad fühlt sich irgendwie schwammig an. Ein Blick auf das Hinterrad offenbart den Grund: Massiver Luftverlust. Ein Versuch den Reifen mit einer Luftpumpe aufzupumpen führt zu einem gegenteiligen Ergebnis, obwohl die Pumpe für die Autoventile unserer Reifen extra ausgelegt ist. Also Plan B, d.h. alles Gepäck runter und Reifenflickspray rein ins Ventil. Das Ergebnis ist ganz passabel und rettet uns bis Boizenburg, mit einmal zwischendurch um Luft betteln in einer kleinen Autowerkstatt. In Boizenburg finden wir einen Fahrradhändler, der uns sofort und ohne warten fachmännisch einen neuen Schlauch ins Hinterrad einzieht. Ursache für den Platten war übrigens ein winziger Dorn.

Wie soll es jetzt weitergehen? Weiter gegen den Gegenwind anfahren oder die Richtung wechseln und riskieren, daß der Wind das gleiche macht? Wir entschließen uns für heute nach 66 (gefühlten 100) Kilometern in Boizenburg Schluss zu machen und nehmen Viertel vor fünf nachmittags den Zug nach Cuxhaven.

In Cuxhaven angekommen erwartet uns Regen, Sturm und Dunkelheit. Als wir endlich bei unserer Unterkunft im Cuxhavener Ortsteil Döse, der Pension Einfach Gemütlich, ankommen, sind wir durchnässt und haben insgesamt 72 Kilometer auf dem Tacho.

Zum Abschluss noch eine Antwort auf eine Warnung unserer Freundin Renate, die uns per eMail erreichte. Renate weist darauf hin, daß unser Blog Einbrecher einladen könnte bei uns zuhause einzubrechen, während wir in der Weltgeschichte herum radeln. Nun, diese Gefahr besteht nicht. Auf Einbrecher wartet zuhause der mächtige Zauberer und tapfere Drachentöter Michael, der mit jedem Eindringling kurzen Prozess machen würde.

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Dömitz

September 14th, 2010 — 6:52pm

Grenzturm Lenzen

Unser Wetterglück hat uns verlassen. Es hat nachts in Wittenberge geregnet und es regnet am Morgen beharrlich weiter.

Doch zunächst eine gute Nachricht. Claudias Erkältung hat sich gebessert. Vielen Dank an Klara für ihren Beitrag dazu.

Nach dem Frühstück verlassen wir, kleidungstechnisch gegen den Regen gerüstet wie Astronauten für eine Mondlandung, kurz vor halb zehn das Hotel Am Stern.

Es bläst ein kräftiger Wind aus südwestlicher Richtung, der eigentlich günstig für uns wäre, wenn wir denn nach Norden führen. Aber just heute verläuft die Elbe hauptsächlich in westlicher Richtung. Wir kämpfen nicht nur mit Regen, sondern auch mit Gegenwind.

Für ein ganzes Stück ist die Elbe Grenzfluß zwischen Niedersachsen und Brandenburg, also vor gut zwanzig Jahren innerdeutsche Grenze. Ein Relikt aus dieser Zeit ist der Grenzturm von Lenzen, der zu einem Aussichtsturm ausgebaut wurde.

Wir verlassen Brandenburg kurz bevor wir unser Etappenziel Dömitz in Mecklenburg-Vorpommern erreichen und um 15 Uhr unser großes Zimmer in der Radlerpension Zur Festung beziehen.

61 km bei Regen und Gegenwind reichen. Jetzt müssen wir erstmal zusehen, wie wir unsere Kleidung wieder trocken bekommen.

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Wittenberge mit e am Ende

September 13th, 2010 — 6:59pm

Vergangene Nacht hat es in Arneburg geregnet und gestürmt. Morgens regnet es immer noch. Wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück und als wir um 9:40 starten hat der Regen aufgehört. Mit 15 Grad ist es dazu vergleichsweise warm.

Havelberg

Unterwegs sehen wir Schwärme von Staren und Enten, die Formationsflug üben. Offenbar schon für den Flug in den Süden. Es ist Herbst, kein Zweifel mehr.

Als wir in Havelberg eintreffen, scheint die Sonne wieder.

Havelberg entstand auf einer Insel in der Havel. Bedeutend war im Mittelalter der Schiffsbau, gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden sogar seetüchtige Schiffe gebaut. Das Foto zeigt den im 15. Jahrhundert fertig gestellten Dom in ostelbischer Backsteinarchitektur.

Wir folgen der Havel, die über fast 10 km im Abstand von 100 bis 500 Metern parallel zur Elbe verläuft, bis sie schließlich in diese mündet.

Havel

Das Foto zeigt im Vordergrund die Havel und dahinter die Elbe.

Der Weg entlang der Havel verläuft auf dem Damm. Und hier haben wir in exponierter Lage den Preis für die Vertreibung der Regenwolken bezahlt: Wind aus westlicher bis nördlicher Richtung, mit anderen Worten, Gegenwind, der uns auch für den Rest des Tages nicht mehr verließ.

Pontonbrücke

Gegenwind hält auf und demoralisiert. Geeignete Gegenmaßnahmen sind zum Beispiel Pausen mit Kaffee und köstlichem Käsekuchen in Hinzdorf. Das hält zwar noch mehr auf, aber die Moral bessert sich.

Kurz vor Wittenberge ließen Sanierungsarbeiten an einem Wehr die direkte Weiterfahrt nicht mehr zu. Während die Autos sonstwohin umgeleitet wurden, hat man sich für die Radfahrer etwas besonderes ausgedacht: Eine Pontonbrücke (leider nicht über die Elbe, sondern nur einem untergeordneten Kanal). Mit entsprechendem rhythmischen Herumhüpfen haben Claudia und ich mit dem Ding schön Wellen machen können.

Schließlich haben wir um 17:20 nach 70 Kilometern Wittenberge erreicht und im Hotel Zum Stern Quartier genommen.

Mit einem guten Essen beim Chinesen im Ratskeller des Wittenbergener Rathauses und einigen Flaschen Tsingtao-Bier haben wir den Tag ausklingen lassen.

Hinter Havelberg haben wir übrigens die Landesgrenze überschritten. Wir sind jetzt in Brandenburg.

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